Prologue Nacht + Interview

  • Prologue ist ein Münchner Technolabel, das wie kaum ein anderes dafür geeignet sein dürfte, den ersten der beiden Berghain-only-Freitage im Januar zu bestreiten. Englischsprachige Journalisten haben den Sound des Labels schon mal als „Headfuck Techno“ bezeichnet, was natürlich erst einmal etwas dusselig ist, da guter Techno seit 20 Jahren nichts anderes tut als Köpfe zu penetrieren. Trotzdem passt es zu dem speziellen Sound von Prologue, die es geschafft haben, mit gut zwei Handvoll Releases so etwas wie einen eigenen Klangkosmos aufzumachen. Deep, düster und minimal sind viele, Prologue-Platten zeichnen sich aber immer durch eine luftige Transparenz und einen extrem hypnotischen Aufbau aus – Ravebreaks muss man woanders suchen. Mit Dino Sabatini, Donato Dozzy und Giogio Gigli sind heute drei wohlklingende Italiener von Prologue im Berghain, außerdem wird die in Köln lebende Weltenbummlerin Cio D‘Or auflegen, die gerade mit „Die Faser“ das erste Album auf Prologue veröffentlicht hat: ein Album, das mit Fieldrecordings (u.a. aus der Sinai-Wüste), Ambientpassagen, druckvollen 4/4-Beats und endlosen Dubschleifen zu den besten Technoalben der letzten Monate gehört. Interview Cio D‘Or Bitte stelle dich vor. Cio D‘Or, wohnhaft seit drei Jahren in Köln in einer Wohnung mit Garten, viel reisend und die intensivsten Reisen in der Musik findend, egal wo. Fiktive Reisen in einem stillen Umfeld können genauso oder sogar aufregender sein, als reale. Was ist realer? Die Fiktion oder Realität? Auf jeden Fall fing in meinem Leben alles mit einem Traum an, auch die Musik. Viel lernen, Nüchternheit und Fleiß gehört dann dazu, dass ein Traum Realität wird. Es gibt keine Grenzen, außer in den Gedanken! Deine Musik wurde von Resident Advisor als „Headfuck Techno“ gelabelt. Kannst du etwas mit diesem Begriff anfangen bzw. erklären, was genau damit gemeint sein soll? Der Begriff „Headfuck Techno“ stammt im Ursprung aus dem Blog mnml ssgs und wurde nach meinem Eindruck eher im Kontext von gedankenvollem und deepem Techno genannt. Da ich sehr viel über einige Sounds und Tracks nachdenke, hatte ich manchmal den Eindruck, dass dieser Moment eine Art „Headfuck“ ist, nämlich Sounds auch vom Verstand her zu beurteilen. Teilweise beschäftigte ich mich tagelang damit, warum ein ähnlicher Sound von Artist X viel prägnanter und besser klingt, als der gleiche von Artist Y. Da geht es auch um technische Fragen, Equipment, Mixdowns, Parameter. Die Musik an sich ist natürlich auch sehr emotional und ich würde den Ausdruck „Mindful Techno“ in diesem Gesamtkontext bevorzugen. Die ganze Diskussion darum startete eher aus einem spontanen Aufflammen eines Gedankens und es loderte die Diskussionsrunde! Ich selber sehe mich weniger in irgendeiner Schublade, denn ich arbeite projektbezogen, aufgrund von Ideen etwas zu entwickeln und weiterzugeben. Ob das dann jemand interessiert, liegt nicht in meiner Hand. Welche Gefühle, welchen Zustand möchtest du als Musikerin und DJ triggern? Als Musikerin: Es gibt eine Reihe von ambienten Stücken, in denen ich an filmische Situationen denke – und während ich einen Track kreiere, sehe ich dazu manchmal visuelle Phantasien. Diese können auch sehr losgelöst sein von jeglichen Technotrends. Die Technotracks , die ich selber produziere oder manchmal auch koproduziere, sind oftmals so gestrickt, dass ich sie in meine Sets einbauen kann. Ich nehme bestimmte Augenblicke im Club auf oder mich beeindrucken einzelne Sounds, die ich dann solange ausarbeiten und entwickeln möchte, bis sie mir gefallen. Zufrieden bin ich allerdings immer nur sehr kurz, bis mich die nächste Idee einholt. Ich freue mich schon jetzt wieder auf die Zeit, die mir die Gelegenheit schenkt, daran weiterzuarbeiten. Im optimalen Fall arbeite ich komplett ungestört und ohne Zeitdruck an Musik, um mich da richtig hineinfallen zu lassen. Meine persönliche Devise: Musik braucht Zeit. Als DJ: Es kommt immer auch auf den Zeitpunkt, das Soundsystem, die Crowd und den Raum an, in dem ich spiele. Wenn ich seltenerweise den Anfang mache, versuche ich oftmals eine Art Klangteppich zu erzeugen, worauf sich die Leute erstmal nur wohlfühlen und einstimmen können und von dem aus ich sie gern abhole und versuche sie sozusagen auf eine andere Welle einzustimmen, die dann zur späteren Zeit auch sehr gern höhere Wogen schlagen darf. Ich versuche immer wieder ein gewisses Unendlichkeitsgefühl zu vermitteln, welches deep, hypnotisch, bleep, melancholisch, aber auch warm klingen darf mit dubbigen Elementen. Aber auch hier ist es schwierig, mich komplett in eine Schublade zu stecken, da ich auch sehr viele Deephouse, Dubtechno und asiatisch angehauchte oder jazzige Tracks liebe und auch nach Gefühl einsetze. Dein Album „Die Faser“ zeichnet durch die Titelgebungen eine Analogie von Material und Musik. Was haben Pailletten, Brokat und Techno gemein? Fasern vergleiche ich hier mit einzelnen Sounds. Beim Verweben mehrerer Fasern ergibt das ein Grundmaterial aus dem dann ein Kleidungsstück oder auch eine Decke entstehen kann und auf der Haut getragen, eine Emotion hervorruft. Synthetik kann zum Beispiel sehr unangenehmes Schwitzen verursachen, Wolle kratzen, während Kaschmir oder Baumwolle Zartheit vermitteln. So ähnlich ist es mit der Musik. Alles entsteht mit einem Ton, der mit mehreren „verstrickten“ Sounds ein Grundmaterial ergibt. Der Aufbau oder die Dramaturgie eines Tracks ist dann mit einem Stoff oder Kleidungsstück zu vergleichen, welches Emotionen hervorrufen kann. Ich stellte mir also bei jedem Track vor, wie er als stoffliches Material klingen könnte. Was schätzt du, neben der Musik, am meisten in deinem Leben? Stille. Natur. Tauchen und Schnorcheln. Freunde. Gutes Essen. Laufen in unbekannten Wäldern. Schöne Formen und Farben. Architektur. Filme und Dokumentationen. Design. Lesen. Welches Buch hat dein Blick auf die Welt verändert? Das Neue Testament. Cio D‘Or legt am Freitag, den 8. Januar im Berghain auf.
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