Elektroakustischer Salon - Transitory State Release Party + Interview

  • Wie der Name unserer neuen Partyreihe im Berghain schon ankündigt: hier geht es heute in erster Linie um zeitgenössische, elektronische Musik abseits des Tanzboden-Imperativs. Mehr auf E als auf U Musik ausgerichtet, kann und soll sie Künstlern an diesem Abend die Chance geben, auch einmal schroffere Musik als üblich zu spielen, zu forschen, wohin einen die Musik führt, wenn man nicht die üblichen Extasetricks anwenden muss und es tatsächlich mehr ums Hören als ums Tanzen geht. Zu unserem ersten Salon gibt es ein DJund Live-Set des Berliners Stefan Goldmann, der bereits auf seinem Label Macro House mit orchestralen Chören und dissonanten Akustikparts anreicherte –heute feiert er hier die Veröffentlichung seines Doppel-CD-Albums The Transitory State. Außerdem live spielen wird Ulrich Schnauss, der mit seinen herzzerreißend schönen Pop-Platten sowieso zwischen allen Genre-Stühlen sitzt. Und nicht zuletzt gibt es zwei spezielle DJ-Sets: zum einen von dem wahren Held der Minimalen Musik, dem Finnen Mika Vainio alias Ø, sowie ein strikt elektroakustisches Set von Ricardo Villalobos, der heute endlich mal seine ganzen geliebten ECM CDs einpacken kann. Fortsetzung folgt! Interview Stefan Goldmann Bitte stelle dich vor. Hallo, mein Name ist Stefan Goldmann und ich bin DJ und Produzent aus Berlin. Auf deinem Label Macro veröffentlichst du nicht gerade viele Platten, die dann aber immer aus dem schematisierten Musikwust herausstechen. Was sind deine Kriterien für Macro, wo positionierst du dich? Ich glaube, dass es einen ganz großen Bedarf gibt nach Platten, die nach einer Nacht im Club noch im Gedächtnis bleiben können. Also keine Tools. Mehr als einfach nur ein Beat. Nicht unbedingt Hits, aber Sachen, die eine möglichst eigene Qualität haben, gerade auch innerhalb des Labelkatalogs. Es gibt ja kaum Labels, die sowas explizit verfolgen. Darum geht es mir bei Macro. Man kann sowas natürlich nicht planen, aber bei der Auswahl fällt so ganz viel heraus. Individualität, Einprägsamkeit, Tiefe, Begeisterung: Das sind so die Stichworte. Ich selber als Produzent und DJ bemühe mich auch die Dinge möglichst so zu machen, wie es niemand anders machen würde. Und die Menschen damit zu berühren. Einfach nur irre reicht da natürlich nicht. Ich gebe mir Mühe. Was ist der größte Unbill, was ist die größte Freude unserer Tage (bezogen auf unsere kleine Clubwelt)? Diese monströse Masse an Veröffentlichungen ist mein persönlicher Intimfeind. Jeder veröffentlicht alles, was sich nur irgendwie veröffentlichen lässt. Und jeder DJ will ein Label haben, nur um seinen Namen zu bewerben und darüber Bookings zu kriegen – was auf den Platten drauf ist, ist nicht mal mehr zweitrangig. Totes Zeug. Das zerschlägt einfach alles: Plattenläden, Labels, Vertriebe, Studios... Die größte Freude unserer Tage hingegen ist, dass der Club als sozialer Ort nichts an Bedeutung eingebüßt hat – nichts kann eine durchtanzte Nacht mit alten und neuen Freunden ersetzen. Es gibt für Musik keinen besseren Bezugspunkt. Was wäre dein Fünfstufenplan zur Rettung der Musikindustrie? Ach, ich glaube den hat niemand. Ich weiß auch gar nicht, ob ich persönlich das Industrielle an der Musik retten wollen würde. Wenn alle Beteiligten etwas mehr über Musik als über Industrie (also Verkauf, Vermarktung und möglichen Gewinn)nachdenken würden, bräuchte man keine solchen Pläne. Was gut ist, findet auch seinen Markt. Deinem Album ‘The Transitory State’ hast du eine zweite CD beigefügt, auf der elektroakustische Experimentalmusik zu hören ist. Was kann diese Musik besser erzählen als repetitive Musik? Nicht besser, nur anders. Ich bin halt ganz vernarrt in Abwechslung. Das ist so ein Hobby von mir und macht ja auch einen Heidenspaß. Aber es hat einen schönen Nebeneffekt: Diese Musik ist nicht dem Verwertungszyklus unterworfen, der Techno-Singles im Allgemeinen gegönnt wird. Es ist ja auffällig, wie wenig Backstock sich die Plattenläden überhaupt noch leisten. Was zwei Monate alt ist, wurde schon von sieben Wochen nachrückender Produktion aus den Fächern gedrängt. Das wirkt sich auch darauf aus, was DJs spielen – es gibt ja all diese Promo DJs, die nichts spielen, was älter als zwei Wochen ist. Es ist wahnsinnig schwer mit 4/4 aus diesem aufgezwungenen Wegwerfzyklus auszubrechen. Mit einer Produktion, die sich komplett den Moden des Tages entzieht, ist das aber natürlich viel einfacher. Ich finde es wichtig, dass ab und zu versucht wird, in etwas weiteren Zusammenhängen zu denken. Das wirkt sich dann letztlich auch wieder aufs Repetitive aus. Stefan Goldmann spielt am Donnerstag, den 4. September live im Berghain.
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